Beleuchtungstipps für Mikrokristalle im polarisierten Licht.

Hallo liebe Freunde der Mikrokristalle,

zur Beleuchtung unseres Mikroskops gehört neben der Lichtquelle auch der Kondensor. Fast 1/3 der Kosten eines modernen Labor- oder Forschungsmikroskops fallen auf die Beleuchtungseinrichtung. Alleine daraus ist leicht zu erkennen, welche Bedeutung ihr zukommt.

Fangen wir mit der Lichtquelle an: Ich betrachte hier schwerpunktmäßig das Fotografieren von Mikrokristallen im polarisierten Licht. Wer noch ein älteres Mikroskop mit einem Schwenkspiegel besitzt, mit dem er das Tageslicht durch die Kristalle leitet, muß nicht verzagen. Keine andere Lichtquelle ist für unsere Zwecke besser geeignet, als Tageslicht. Um die prächtigen farbigen Bilder im polarisierten Licht erzeugen zu können, benötigen wir eine Lichtquelle mit einem möglichst breiten Wellenspektrum. Da ist das Tageslicht ideal. Auch herkömmliche Glühlampen besitzen ein relativ breites Wellenspektrum. Für LED’s hingegen trifft das nicht in dem Maße zu. Sie sind daher für unsere Zwecke wenig geeignet. Also aufpassen, welche Lichtquelle man benutzt. Hier gleich ein  Beispiel: Das gleiche Motiv wurde einmal mit der Mikroskopbeleuchtung meines Mikroskops, einer 12V, 30W Halogenlampe  und danach mit einer LED-Lampe aus einem Baumarkt beleuchtet. Beide Aufnahmen wurden nicht nachbearbeitet. Die Mikrokristalle waren Magnesiumsulfat.

Magnesiumsulfat-Kristalle im polarisierten Licht. Lichtquelle: Halogenlampe

Magnesiumsulfat-Kristalle im polarisierten Licht.
Lichtquelle: Halogenlampe

 

Magnesiumsulfat-Kristalle im polarisierten Licht. Lichtquelle: LED aus Baumarkt.

Magnesiumsulfat-Kristalle im polarisierten Licht.
Lichtquelle: LED aus Baumarkt.

 

Die Aufnahme mit der LED-Beleuchtung besitzt einen zu hohen Blauanteil. Das Beispiel zeigt sehr deutlich welch großen Anteil die Beleuchtungsart am Bildergebnis hat.

Wie schon erwähnt, gehört zur Beleuchtungseinrichtung der Kondensor. Wie man mit Hilfe des Kondensors die Köhlersche- oder die Kritische Beleuchtung einstellt, habe ich in meinem Blogbeitrag „Von der Köhlerschen- und Kritischen Beleuchtung“ März 2016 ausführlich beschrieben. Der Kondensor enthält eine Blende, Aperturblende genannt, die etwa zur Hälfte oder etwas stärker geschlossen werden soll. Auf diese Blende möchte ich etwas genauer eingehen. Vom Fotografieren wissen wir aus Erfahrung, daß wir bei geöffneter Blende Bilder mit verminderter Schärfe und geringer Tiefenschärfe erhalten. Umgekehrt, arbeiten wir z.B. mit Blende 22, so erhalten wir zwar die höchste Tiefenschärfe, die Bilder werden aber weniger scharf als bei mittlerer Blende. Ähnlich verhält es sich mit der Aperturblende. Hier ein Beispiel, wieder dient  Magnesiumsulfat als Objekt. Es folgen 4 Aufnahmen, mit offener, halb geschlossener, 3/4 geschlossener und weitgehend geschlossener Aperturblende. Auch diese Aufnahmen sind unbearbeitet.

Magnesiumsulfat Vergrößerung 100x Aperturblende offen

Magnesiumsulfat
Vergrößerung 100x
Aperturblende offen

 

Magnesiumsulfat Vergrößerung 100x Aperturblende halboffen

Magnesiumsulfat
Vergrößerung 100x
Aperturblende halb geschlossen

 

Magnesiumsulfat Vergrößerung 100x Aperturblende 3/4 geschlossen

Magnesiumsulfat
Vergrößerung 100x
Aperturblende 3/4 geschlossen

 

Magnesiumsulfat Vergrößerung 100x Aperturblende 3/4 geschlossen

Magnesiumsulfat
Vergrößerung 100x
Aperturblende fast geschlossen

Mit zunehmendem Schließen der Aperturblende erscheinen die Aufnahmen kontrastreicher. Man darf es aber nicht übertreiben. Von den letzten beiden Aufnahmen habe ich Auschnittsvergrößerungen angefertigt:

 

Magnesiumsulfat Vergrößerung 100x Aperturblende 3/4 geschlossen Auschnittsvergrößerung

Magnesiumsulfat
Vergrößerung 100x
Aperturblende 3/4 geschlossen
Auschnittsvergrößerung

 

Magnesiumsulfat Vergrößerung 100x Aperturblende fast geschlossen Auschnittsvergrößerung

Magnesiumsulfat
Vergrößerung 100x
Aperturblende fast geschlossen
Auschnittsvergrößerung

Betrachtet man z.B. die Linie, auf die der blaue Pfeil zeigt, so sieht man helle Säume entlang der Linie, die nicht zum Bild gehören. Wir haben es hier mit Beugungserscheinungen zu tun,  die sich mit der Wellennatur des Lichts erklären lassen.

Für die Praxis sollte man sich merken, nie die Aperturblende zu stark schließen. (Nicht über 80%). Die Abbildungstiefe des Bildes wird zwar erhöht und das Bild erscheint kontrastreicher, übertreibt man es aber, verfälschen Beugungserscheinungen das Bild. Im Übrigen vermindert sich das Auflösungsvermögen.

Soviel für heute, liebe Freunde der Mikrokristalle.

In meinem nächsten Blogbeitrag widme ich mich der Frage: Wie entstehen eigentlich Beugungserscheinungen?  Eine spannende Frage. Damit es aber nicht langweilig wird, gibt es dann noch einige schöne Bilder anzusehen.

Bis dahin wünsche ich eine gute Zeit.

 

H-D-S